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Der Reisebericht |
Von China nach Pakistan - Mit dem Fahrrad über die Straße der Freundschaft |
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"Warum
ausgerechnet Pakistan,
das ist doch ein Krisenherd?"
Dieser Frage sahen wir uns des öfteren ausgesetzt, wenn wir von unseren
Plänen erzählten.
Aber selbst nach guter Vorbereitung fiel es uns nicht leicht unsere Gegenüber
davon zu überzeugen, dass wir schon wüssten worauf
wir uns einließen und Krisengebiete natürlich meiden würden,...
aber wussten wir das wirklich so genau? Kaum war unser Flieger in
Islamabad
gelandet, stellte sich für uns die erste wichtige Frage: Sind unsere
Fahrräder auch angekommen und wenn ja, in welchem Zustand? Zwar waren
die Verpackungen arg ramponiert, aber sonst waren unsere Sorgen unberechtigt
- die Räder hatten alles gut überstanden. Nachdem wir sie dann
im Schweiße unseres Angesichts bei nicht arbeitswürdiger Luftfeuchtigkeit
und bereits hoher Temperatur in den Morgenstunden montiert hatten, machten
wir uns sogleich auf und begaben uns in den ungewohnten Linksverkehr,
einem Überbleibsel aus der englischen Kolonialherrschaft. Wir steuerten
den "Pir Wadei" an, den überregionalen Busbahnhof, der etwas außerhalb
der Nachbarstadt Rawalpindi liegt.
Der erste Eindruck der chaotischen Verkehrsverhältnisse schüchterte uns so ein, dass wir spontan beschlossen mit dem Bus bis nach Kashgar (China) zu fahren und uns von dort den verkehrsreichen Vorgebirgslandschaften Pakistans zu nähern, sprich unsere Route komplett auf den Kopf zu stellen. In vier Tagen, so schnell wie nur möglich, haben wir dann die Strecke von rund 1300 km nach Kashgar mit der staatlichen pakistanischen Busgesellschaft "NATCO" und dem chinesischen Pendant überwunden. Eine Fahrt, die an Ungemütlichkeit kaum zu übertreffen war, da man nur zur Hälfte der Zeit Körperkontakt mit seinem Sitz herstellen konnte. Somit war nur Halbschlaf möglich. Da ich also in der ersten Nacht nichts besseres zu tun hatte, wartete ich darauf den Nanga Parbat zu sehen, der mit 8126m Höhe der höchste Berg am Karakorum-Highway ist. Im Dunkeln erschien der Berg jedoch leider nicht imposanter als andere. Aus manchen Perspektiven war es bisweilen schwer zu erkennen, welcher Gipfel eines Gebirgszuges denn nun der höchste war. Nach 2 1/2 Tagen erreichten wir endlich die pakistanisch-chinesische Grenze, die mit dem Khunjerab-Pass (4733m) höchstgelegenste Grenze auf Erden. Da dieser Ort jedoch abgelegen und unwirtlich zum Leben ist, hat man sich auf beiden Seiten entschlossen, die Grenzformalitäten in die etliche Kilometer von der Grenze entfernt liegenden Orte Sost (Pakistan) und Taxkurgan (China) zu verlegen. Nur kleine Checkposten markieren die eigentliche Grenze. Wichtigstes Utensil bei den Grenzübertritten waren natürlich unsere Reisepässe, die an jedem der vielen kleinen Checkposten wieder hervorgekramt werden mußten. Schwierigkeiten erlebten wir aber nie. Selbst unsere gut verstauten Fahrräder auf dem Dach des Busses erregten keinen Unmut, obwohl es offiziell untersagt ist, private Verkehrsmittel nach China einzuführen. Erst in Taxkurgan machten wir uns erste Sorgen über unser Weiterkommen, nachdem ein junger Beamter alle Reisepässe der Businsassen einsammelte und uns verkündete, daß diese ebenso wie unser Gepäck erst am nächsten Morgen zurückgegeben würden. Später wurde uns dazu erklärt, dass es für Grenzformalitäten heute schon zu spät sei. Erstaunlich dabei war, dass selbst die chinaerfahrenen Pakistanis nicht wussten wie und wo die Zollabwicklung erledigt werden würde. Schließlich wurde am nächsten Morgen aber alles unkompliziert abgewickelt, und der Weiterfahrt nach Kashgar stand nichts mehr im Wege. Kashgar ist im äußersten Westen Chinas die größte Stadt und völlig in muslimischer Hand. Der Vorteil davon ist, daß der Einfluß Beijings kaum bis hierher reicht, somit ist von dem streng reglementierten Polizeistaat Chinas kaum etwas zu spüren. Den Großteil der Bevölkerung Kashgars stellen die Uighuren. Im Grunde ist die Region aber ein Schmelztiegel aus ethnischen Gruppen aller angrenzenden Nationen: Kasachen, Tadschiken, Kirgisen und andere Minderheiten bilden hier eine bunte Mischung, die zusammen mit se inen vielen Bazaren und dem berühmten Sonntagsmarkt den Ort so sehenswert macht. Zwei Tage erneute Vorbereitungszeit gönnten wir uns hier, bevor wir unsere Radtour ernsthaft starteten. Am Abreisetag schlichen wir uns um 5.00 Uhr aus dem 4. Stock mit unseren bepackten Rädern die enge Hoteltreppe herunter, um niemanden zu wecken. Wahrscheinlich hat es nicht geklappt, aber bis wir wiederkommen wird unsere Schuld wohl schon verjährt sein. Unser erster Fahrradtag lief dann überraschend gut. Wir brachten 100 km hinter uns und schafften dabei 700 hm, worüber wir schon ein bißchen stolz waren, hatten wir doch mit einem Tagesdurchschnitt von 50 km gerechnet. In Anbetracht der anfänglich geringen Steigung, der guten Straßenverhältnisse und unserer unverbrauchten Energie war uns jedoch klar, dass es so in Zukunft nicht weiter gehen würde. Nach 11 h auf der Straße haben wir uns dann ziemlich k.o. schnell etwas gekocht bevor wir uns in unsere Schlafsäcke verkrümelt haben. Wir waren noch nicht ganz eingeschlafen, als das erste Unerwartete und zu diesem Zeitpunkt auch absolut Ungünstigste eintraf - es regnete! Ein Umstand, der nicht weiter schlimm gewesen wäre, wenn wir zum einen abends auch unser Überzelt aufgebaut hätten und zum anderen nicht bedrohlich nahe an einem Flußbett kampiert hätten. Letzteres stellte sich zum Glück als unbedenklich heraus, obwohl uns später sehr unwohl zu Mute war, als wir das gesammelte Regenwasser von den Berghängen herunter rauschen hörten. |
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Für
den Aufbau des Überzeltes war es aber schon zu spät, so dass
sämtliche Sachen im Wasser standen. Ein denkbar schlechter Anfang
für unsere Tour - unsere Lage konnte sich eigentlich nur verbessern. Aber
gleich der folgende Tag brachte die nächste Ernüchterung: Bei
einem Höhenunterschied von 1350m schafften wir nur noch 51 km Strecke.
Trotzdem waren wir zufrieden, obwohl wir unser Ziel, den Karakul-See, um
40 km verpaßt hatten. Ein Grund dafür war, daß in der
durchfahrenen Ghez-Schlucht kaum von einer Straße die Rede sein konnte.
In den Anstiegen krochen wir mit 5-6 km/h bei ständig drehender Windrichtung
dahin. Alle 100 hm wurde eine Pause eingelegt, und wenn das zu weit war,
diente uns die jeweils nächste Hügelkuppe als Rastplatz. Wenn
man von Frost und tosendem Wind einmal absieht, war die nächste Nacht
schon wesentlich angenehmer, denn wir hatten aus unseren Erfahrungen gelernt. Am folgenden Tag gegen Mittag erreichten wir unser erstes Etappenziel, den Karakul-See. Der See liegt mit seinen beiden Geschwistern am Fuße des Muztagh-Ata, einem der wenigen 7000er auf chinesischer Seite. Dieses Seengebiet besiedeln hauptsächlich Nomaden in ihren Jurtendörfern, die überwiegend von der Viehwirtschaft leben. Auch im Hinterland liegen kleine Dörfer, die aber nur zu Fuß oder zu Pferde zu erreichen sind. Aufgrund der exotischen Lebensweise der Ansässigen und ihrer Offenheit gegenüber Touristen ist dieser Platz ein beliebter Aufenthaltsort bei der Durchreise. Wir nutzten die Gelegenheit, die Bevölkerung ein wenig näher kennenzulernen und nahmen das Angebot an, gegen einen geringen Betrag für 2 Tage in einer Jurte zu übernachten. Der Aufenthalt dort war eines der beeindruckendsten Erlebnisse der ganzen Reise. Obwohl wir uns den Bewohnern in keiner Sprache mitteilen konnten, entstanden keine Mißverständnisse - mit Händen und Füßen und viel Geduld auf beiden Seiten funktioniert eine Verständigung scheinbar auf der ganzen Welt. So wurde uns erklärt, daß wir im Falle des Erscheinens der Polizei klar machen sollten, daß wir nur zum Essen hier wären. Für die Nomaden ist das Beherbergen von Ausländern nämlich illegal und könnte folgenschwere Konsequenzen haben, denn im Umgang mit Minderheiten ist man in China nicht zimperlich. Aus diesem Grund hatten unsere Gastgeber auch als erstes unsere Fahrräder mit Wolldecken abgedeckt und in ihren Brennholzvorräten versteckt. Die zwei Nächte vergingen, und von der Polizei war weit und breit nichts zu sehen. Das war uns nur recht, denn an einer vorzeitigen Ausreise waren wir natürlich nicht interessiert. In der Zeit unseres Aufenthaltes im Nomadendorf setzten wir uns zum Ziel zu einem bestimmten Gletscher zu wandern. So ein Gletscher kann jedoch wesentlich näher wirken als es tatsächlich der Fall ist. Zudem hatten wir es recht eilig, denn wir wollten auf keinen Fall das köstliche Abendessen bei unserer Nomadenfamilie versäumen. War es am Anfang noch ein Fluß gewesen, der uns den Weg versperrte, nahmen die Hügel nun gar kein Ende mehr. Hinter jedem schien unser Ziel zu liegen, doch war er erklommen, so befand sich immer noch ein weiterer dahinter. Als wir schließlich die Gletschermoräne erreichen, türmt sich eine 10m hohe senkrechte Geröllwand vor unseren Füßen auf. Das lockere Sedimentgestein bricht nur so unter unseren Füßen weg, und jeder Schritt nach oben ist ein halber nach unten. Oben angekommen, liegt eine ausgedehnte zerklüftete Moränenlandschaft vor uns. Unmöglich, den Gletscher in der geplanten Zeit zu erreichen. Geschlagen legen wir eine Verpflegungspause ein und schwören uns beide innerlich noch einen anderen Gletscher auf dieser Tour zu erreichen... Unser nächster größerer Aufenthalt war Taxkurgan, der bereits erwähnte Grenzort. Taxkurgan heißt übersetzt "Stein-Fort" und hat seinen Ursprung in einem alten zerfallenen Stein-Gemäuer am Rande der Stadt. Sonst bietet die Stadt kaum historische Sehenswürdigkeiten. Die Chinesen sind im Gegenteil sehr bemüht, alles durch sterile Kachelgebäude zu ersetzen, was an fremde Kulturen erinnert. Bemerkenswert ist außerdem, dass den ganzen Tag über die Straßen mit Musik und Propaganda beschallt werden. Dass die Einwohner dadurch schneller arbeiten, konnten wir nicht feststellen! Wir blieben eine Nacht und machten uns dann auf den Weg in Richtung Khunjerab-Pass. Rund 1700 hm waren es noch bis dorthin. Die Länge der Strecke ist da eher unerheblich. Besonders steil waren die letzten Kilometer, die sich in Serpentinen langsam dem Pass entgegen wunden. Starker Wind herrscht hier oben, der uns mal schiebt und nach der nächsten Kurve wieder mit voller Kraft entgegen bläst. Der niedrige Luftdruck in dieser Höhe, immerhin fast die Hälfte des Gewohnten, stört weniger, zumal wir uns inzwischen gut akklimatisiert haben. Langsam fahren wir dem Pass entgegen, wir frieren und schwitzen gleichzeitig und müssen in jeder Kurve eine Pause einlegen, um Flüssigkeit aufzunehmen. Abwechslung in der kargen Landschaft bieten die Yaks und Murmeltiere, die uns neugierig, aber auch respektvoll hinterher sehen. Gegen Mittag war es geschafft: Der höchste Punkt unserer Tour war bezwungen. Auf dem Pass warten bereits chinesische Touristen, die uns gesehen haben und nun eifrig Fotos von uns schießen. Ein Umstand, der uns den Kopf schütteln läßt, denn hier machen Touristen Fotos von Touristen! Nachdem wir von allen Seiten fotografiert wurden, packten wir zur Feier des Tages unseren Kocher aus und machten uns daran eine Mahlzeit zuzubereiten. Kaum 100m hinter dem Pass kam dann der erste pakistanische Checkposten. Diese Prozedur war uns inzwischen nur allzu sehr vertraut: Höfliches Grüßen, den Reisepass bereit halten und sich in ein Einreisebuch eintragen mit sämtlichen Angaben. Vom Pass aus ging es dann die nächsten zwei Tage fast nur noch bergab. Teilweise jagten wir mit bis zu 60 km/h die Abfahrten hinunter, nur durch Kurven und schlechte Straßenverhältnisse gebremst. In Sost endlich hatte uns Pakistan wahrhaftig wieder. |
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Das Wiedererkennungsgefühl gab uns der Milchtee,
"tschai" genannt, der sehr süß getrunken wird und im Gegensatz
zu dem wässerigen grünen Tee in China immer eine Pause wert ist. Locker spulten wir die Kilometer herunter und fuhren an diesem Tag ohne große Mühe 137 km. So erreichten wir einen der bekanntesten Orte der "Northern Areas": Karimabad. Karimabad ist leider vom Tourismus stark geprägt. Seine Hauptattraktion liegt in dem alten Hunza-Fort, dem einzigen Herrschaftssitz des Aga-Khan, dem religiösen Oberhaupt der Ismailiten. Der Eintritt in dies für den Tourismus hergerichtete Fort beträgt 40 Rs, Ausländer zahlen allerdings 250 Rs! Daß das Fort besichtigt werden kann, liegt in erster Linie daran, daß der Aga-Khan in Monaco lebt. Trotzdem wird er von den ansässigen Menschen verehrt, und man entrichtet regelmäßige Abgaben an einen von ihm verwalteten Fond. Diese Gelder fließen zum große Teil wieder zurück in das Bildungs- und Versorgungssystem. Unser nächstes Ziel war Minapin (Nager), gerade mal einen Steinwurf von Karimabad entfernt. Wir waren einem Tipp gefolgt und wollten endlich unseren aufgeschobenen Wunsch wahrmachen und durch eine Wanderung ins Base-Camp des Rakaposhi (7788m) einen Gletscher hautnah erleben. Mit Gepäck muß man dafür eine Marschzeit von 5-6 h einplanen. Für uns geht es eine ganze Zeit am Minapin-Gletscher entlang, ohne daß wir etwas von seiner Existenz erahnen, denn im unteren Bereich ist er so mit Geröll und Schmutz bedeckt, daß man ihn kaum vom Berg unterscheiden kann. Entlang an weidendem Vieh, kleinen Berghütten und vielen kleinen Bächen ging es steil bergauf. Der Weg, der durch Trittspuren von Tieren entstanden war endet jäh auf der Kuppe der Gletscher-Moräne und führt schließlich als schmaler Steig in einer steilen Felswand zum Gletscher. Nach etwa 150m endet der Steig auf einem Plateau, auf dem das Base-Camp aufgeschlagen ist. Hier oben wohnt die Saison über ein Koch, der sein Verpflegungszelt großzügig Hotel nennt und seinen Gästen den Aufenthalt so angenehm wie möglich macht. Wir entschieden deshalb, eine Nacht zu bleiben. Auf der Moräne sitzend beobachten wir das Leben des Gletschers. Von überall her knackt es, Eis bricht geräuschvoll in sich zusammen und hinterläßt Trichter in der Oberfläche. Unter dem Eispanzer scheint Wasser zu fließen, denn es ist ein ständiges Rauschen zu hören. Der Gipfel des Rakaposhi ist seit 15 Jahren nicht mehr bestiegen worden, so erscheint die Errichtung eines Basis-Lagers ein wenig paradox. Andererseits ist der Aufenthalt vor dieser imposanten Kulisse ein absolutes Muß, dem mittlerweile auch schon viele Touristen nachkommen. Nur einen Tag später erreichten wir Gilgit, die Hauptstadt des Nordens, von der aus sämtliche Touren in die angrenzenden Gebirgszüge starten. In Gilgit mußten wir einen längeren Aufenthalt einlegen als uns lieb war, denn es regnete mittlerweile an einem Tag mehr als sonst in einem ganzen Monat. Nachdem wir bis jetzt 700 km mit dem Fahrrad auf dem Highway abgestrampelt hatten, entschieden wir uns in Gilgit dazu ihn zu verlassen, denn Verkehr und Touristen nahmen immer mehr zu. Hierzu suchten wir uns eine als reine Jeep-Piste ausgewiesene Route in Richtung Nordwesten, also afghanische Grenze, aus. Auf so einer Strecke waren wesentlich weniger Touristen zu erwarten, und so starteten wir erneut ins Ungewisse. Insgesamt fuhren wir 200 km auf dieser Strecke, für die wir vier Tage brauchten. Unser letzter Stop mit dem Fahrrad war Teru, ein 250 Seelen-Dorf kurz vor dem Shandur-Pass, das wir mit letzter Kraft erreichten. Die Piste hatte uns mehr Kraft abverlangt als die ganzen 700 km zuvor: Teilweise war es nicht anders möglich gewesen als in den Anstiegen das Rad zu schieben, so steil und unwegsam war das Gelände. Jeder Meter bergauf wurde im nächsten Augenblick schon wieder zur Abfahrt. Eine Entschädigung für diese Strapazen waren die freundlichen Leute und die wunderschönen Aussichten auf die Gebirgstäler. Die Bevölkerung lebt in diesen entlegenen Gebieten nahezu ausschließlich von der Landwirtschaft, die sie noch in einer sehr ursprünglichen Weise betreiben. Wir hatten das Glück, die Bergbauern bei der Ernte beobachten zu können und bewunderten die zum Trocknen ausgelegten Früchte auf den Flachdächern der Lehmhäuser, die ein einmaliges Farbspiel ergaben. Von Teru ging es mit dem Jeep weiter, da durch das unwegsame Gelände kein anderes Verkehrsmittel fahren konnte. Auf der Ladefläche des klapprigen Gefährts kamen wir in Chitral an, einer 30.000 Einwohner großen Stadt im Nordwesten Pakistans. Von hier aus starteten wir zum letzten mal mit unseren Rädern durch, um die Täler der Kalash zu besuchen. Die Kalash sind eine unabhängig lebende ethnische Gruppe, die sich im muslimischen Pakistan noch eigene Traditionen erhalten hat. Um eines der drei Täler betreten zu dürfen, muß man an zentraler Stelle "Eintritt" zahlen. Man wird dort aufgefordert, die islamischen Regeln zu befolgen, d.h. keine Frauen zu fotografieren oder Alkohol zu konsumieren. Dieser wird von den Kalash trotzdem heimlich hergestellt und ist leicht zu erhalten. Auch deswegen sind die Täler für pakistanische Männergruppen ein beliebtes Urlaubsziel. Der Tourismus in den Tälern hat bewirkt, daß ungefähr jedes fünfte Gebäude ein Hotel ist. Trotzdem findet man in den Tälern viel Ruhe, und das Leben unter Apfel- und Walnußbäumen hat paradiesischen Charakter. Der Rückweg per Kleinbus nach Islamabad führte uns über Peshawar, eine Großstadt, die in guten Handelsbeziehungen zu Afghanistan steht. Peshawar, bereits außerhalb der Gebirgsregion, bietet altertümliche Architektur, ein interessantes Altstadtleben und bunte Bazare. Auf einem unserer Rundgänge schloss sich uns ein Einheimischer an und zeigte uns die Stadt von einer Seite, die wir alleine so wohl nie gesehen hätten. Schon allein die unübersichtlichen Gassensysteme hätten wir niemals durchschaut. In Islamabad zurückgekehrt sahen wir unserem Reiseende nach mehr als 3000 km Gesamtstrecke mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen. Auf jeden Fall aber freuten wir uns schon mächtig auf eine ordentliche Portion europäische Hausmannskost. Text/Fotos: S. Rochhausen 2000
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